In 60 Jahren nur ein Fest verpasst - Einfach an der Polizei vorbeimarschiert
Willi „Trom-Petermann“ gehört einfach dazu, denn in 60 Jahren verpasste er nur ein Schützenfest.
Foto und Text von Ulrich Lieber
Sein Spitzname ist Programm, denn Willi „Trom-Petermann“ sorgt für den guten Ton. „Ich mache seit 60 Jahren Musik bei Gebrasa und habe in dieser Zeit nur ein einziges Schützenfest verpasst“, strahlt Petermann. Mit 18 Jahren trat der echte Sassenberger Junge damals in den Schützenverein ein. Anfang der 50er Jahre hatte er sogar einmal das Glück, den vierten Schuss machen zu dürfen. Doch ausgerechnet in dem Jahr waren tatsächlich schon alle drei Insignien mit den ersten drei Schüssen abgeräumt. „Man kommt ja nur alle zehn Jahre in die Schussliste“, erklärt der Musiker.
Denn genau das ist es, was ihn begeistert: die Musik. Bei jedem Schützenfest ist er dabei und hat schon eine Menge erlebt. So erinnert er sich gerne an die Anfangszeit. „Wir haben zum Tanz im Zelt gespielt, und da kamen drei Damen, die haben Küsschen an die Musiker verteilt. Aber einer war so fromm, der hat immer den Kopf weggezogen“, schmunzelt „Trom-Petermann“. Und dann war da noch die Geschichte von August, der nach einem Ständchen hinter dem Thron von der Bühne gefallen war. „August, wo bist Du?“, habe er noch gerufen, aber kurz darauf stand er wieder.
Dass er überhaupt ein Schützenfest verpasst hat, hat einen triftigen Grund. Willi Petermann musste seine Meisterprüfung zum Textilmeister absolvieren, und die ging dann doch vor.
Gerne erinnert sich der Sassenberger auch an die musikalischen Reisen in viele Länder. So habe er einmal sogar mit rund 1400 Musikern aus ganz Europa in Prag gespielt. Ein Auftritt bleibt ihm aber in ganz besonderer Erinnerung: „Wir haben in der Ukraine in einem Sanatorium für schwer kranke Kinder gespielt. Nach dieser Vorstellung hat jeder eine Träne verdrückt.“
Viele schöne Momente erlebte er natürlich bei den Sassenberger Schützenfesten, und oft auch erst danach. „Wenn das Schützenfest vorbei war, dann war es Tradition, den König mit Musik nach Hause zu bringen. Das klang manchmal nicht mehr so gut“, gibt Willi Petermann lächelnd zu. Und einmal brachten sie König Hubert Frense nach Hause – natürlich wieder mit Musik – und da hatte doch tatsächlich jemand die Polizei gerufen. „Wir sind dann einfach an der Polizei vorbeimarschiert, und die haben nichts unternommen. Schließlich halten Uniformierte ja auch zusammen.“ Meistens gab es beim König noch ein deftiges Frühstück mit Rührei.
In diesem Jahr muss Willi Petermann aus gesundheitlichen Gründen ein wenig kürzer treten, denn schließlich will er das 175-jährige Jubiläum im nächsten Jahr in vollen Zügen genießen. Seine Kinder Susanne und Michael haben die musikalischen Gene übrigens geerbt und spielen in der Jagdhornbläsergruppe.