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Die Ehrengarde macht was her

Gerne hätten Hermann-Josef Hülsmann, Helmut Vinke, Markus Maßmann und Michael Blömker das 100-jährige Bestehen der Ehrengarde in diesem Jahr mit allen Schützen und Sassenbergern gebührend gefeiert. Corona machte diesem Wunsch jedoch einen Strich durch die Rechnung.

Kommandeure

Nichts anhaben konnte das Virus einem Pressegespräch, in dem sich die drei ehemaligen und der amtierende Kommandant über ihre Amtszeit, die Moral der Truppe und Zukunftspläne austauschten. „Die Ehrengarde macht was her“, sagt Jubelkönigin Mechthild Ellebracht und mit dieser Meinung dürfte sie nicht allein dastehen: Schmuck und zackig, nett und adrett ziehen die holden Jünglinge bei jeder Parade die Blicke auf sich. Das ist kein Wunder, schließlich haben sie das Marschieren von der Pike auf gelernt. 

46 Männer beherrschen den Gleichschritt

Keine Formation beherrscht den Gleichschritt so wie die Ehrengarde, die derzeit aus 46 jungen Männern im Alter von 18 bis 35 Jahren besteht. Ihre Marschierkünste zeigen sie nicht nur bei den Schützenfestumzügen, sondern auch alljährlich auf den Kreisehrengardentreffen. Bei diesen erzielen sie stets Höchstnoten, ein Sachverhalt, der ihnen immer einen Platz auf dem Siegertreppchen sichert. „Hier machen wir immer viel Boden gut zum Schießen“, sagt Markus Maßmann, der die Truppe neun Jahre lang, von 2007 bis 2016, geführt hat und aufgrund seines Wirkens am Ende seiner Amtszeit zum Ehrenkommandanten ernannt worden war.

Wie Maßmann weiter sagt, gehört das achtmalige Üben des Marschierens im Gleichschritt zum Pflichtprogramm der Ehrengarde. Gleiches gilt für die einmal im Monat stattfindenden Schießübungen. „Man will schließlich einen guten Eindruck hinterlassen und sowohl beim Ehrengardentreffen als auch zuhause glänzen“, so der Ehrenkommandeur. 

Hermann-Josef Hülsmann, der die Ehrengarde von 1990 bis 1994 angeführt hat, sieht zwar nach wie vor den guten Zusammenhalt der Truppe, seiner Meinung nach aber werde es immer schwieriger, den Nachwuchs aufgrund gesteigerter Ansprüche zu aktivieren. Der amtierende Kommandeur Michael Blömker, dessen Vater und Bruder bereits Mitglieder der Ehrengarde waren, stimmt dem zu.

Fingerspitzengefühl ist von den Kommandeuren gefragt

„Man darf schon nicht zu streng sein oder zu viele Termine bestimmen, sagt der 27-Jährige. Viele Ehrengardisten hätten noch Verpflichtungen in anderen Vereinen, so dass man doch ein wenig Vorsicht und Fingerspitzengefühl walten lassen müsse, was Terminvorgaben angehe. „Das Ganze ging früher militärischer zu, es ist heute lockerer“, hat auch Helmut Vinke, der Hülsmann 1994 im Amt folgte und dieses 13 Jahre lang ausübte, festgestellt. 

Nicht gelockert indes wurde das ungeschriebene Gesetz, dass die grüne Uniformjacke selbst bei großer Hitze anzubleiben habe. „Sie darf erst ausgezogen werden, wenn der Kommandeur seine Erlaubnis dafür gibt“, so Maßmann.

Blömker sieht einen weiteren Fortbestand alter Werte darin, dass die Ehrengarde ihre Aufgaben immer mit dem gleichen Ernst angehe. „Wenn es zur Sache geht, sind stets alle zur Stelle“, lobt der Kommandant die Moral der Ehrengarde, die im Jahr 2000 das Winterschützenfest ins Leben gerufen hat und seither regelmäßig organisiert und ausrichtet. Ebenfalls auf die Ehrengarde zurück geht die Freundschaft zu den Pluggendorfer Jägern, die das Sassenberger Schützenfest mit ihrer Präsenz und Mitwirkung beim Umzug seit nun schon 1965 bereichern.

Eine gute Figur macht die Ehrengarde auch bei vielen nachbarschaftlichen Schützenfesten, bei denen sie Beziehungspflege betreiben. Diese Termine muss ein Kommandant, der durch seine Wahl automatisch Mitglied im Vorstand des Schützenvereins wird, immer im Kopf haben. „Heute wird aber mehr delegiert als früher“, sagt Helmut Vinke, der ebenfalls den Titel Ehrenkommandant trägt. Vinke ist übrigens bisher der einzige Kommandeur, dem es gelang, in seiner Amtszeit Schützenkönig zu werden. Das war im Jahr 2003. 

Hermann-Josef Hülsmann war dieses Bravourstückchen 1987 in seiner Rolle als Ehrengardist gelungen. Dass sie das Jubiläum der Ehrengarde in diesem Jahr nicht feiern können, damit haben sich die vier Kommandanten abgefunden. Schade, finden sie es natürlich trotzdem, vor allem, wenn sie zurückdenken an die Jubiläumsfeier zum 75-jährigen Bestehen, bei der gut 1000 Besucher nebst vielen Gastvereinen und Musikzügen bei Bombenwetter nach dem Umzug auf dem Festplatz richtig abgefeiert haben.

 „Nachholen werden wir das Jubiläum nicht“, stellt Blömker jetzt schon klar. „Es gebe zwar Überlegungen, das Winterfest um einen Tag zu verlängern. Ob das am Ende auch realisiert werde, stehe noch in den Sternen. Bodenständig wie die Ehrengardisten sind, nehmen sie daher lieber das Naheliegende, das Machbare in den Blick, wie das Grün-Weiße Wochenende am 10. und 11. Juli.