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Abholen ist ein Königsrecht

Hedwig Schulze Westhoff ist Jubelkoenigin Abholen ist ein KoenigsrechtHedwig Schulze Westhoff ist Jubelkönigin

Sassenberg - Das Schützenfest steht wieder vor der Tür, und da wird es Zeit, den Jubelthron vorzustellen, der in diesem Jahr sein Silberjubiläum feiert.

„Ich geh jetzt los, und heute schieße ich den Vogel ab!“ Mit diesen Worten verließ ihr Lebensgefährte Alfons Arenbeck gut gelaunt das Haus, erinnert sich Hedwig Schulze Westhoff im Biergarten am heimischen Eichenhof an den Morgen des Schützenfestmontags vor 25 Jahren. Er hielt Wort. „Ich fand das erste Jahr so schön“, schwärmt die Silberjubilarin noch heute von ihrer Zeit als Schützenkönigin. Die organisatorische Verantwortung machte das Fest im drauffolgenden Jahr etwas anstrengender.

Der Andrang an der Stange war 1993 recht ansehnlich. Außer Alfons, von allen nur Allo genannt, standen Bernd Hoos sowie der heutige Schützenpräsident Franz-Josef Ostlinning und seine beiden Mit-Ehrengardisten Ludger Hoppe und Bernhard Ostkamp in der Reihe. Hedwig Schulze Westhoff fieberte in der Hitze auf dem Platz kräftig mit, wusste sie doch, wie viel Allo der königliche Schuss bedeutete.

Für die Bürgerschützen bedeutete er auf jeden Fall eine neue Tradition. „Die wollten uns hier gar nicht abholen“, erinnert sich Hedwig Schulze Westhoff und ihr Ton klingt noch immer etwas entrüstet. „Wir sollten selber bis Sefi Linnemann kommen“, also bis zur ehemaligen Gaststätte an der Einmündung zum Klingenhagen.

Das war bis dahin üblich, glättet Präsident Ostlinning die Wogen. Damit Musik und Fußtruppen nicht zu lange unterwegs sind, hatte der Verein vier Eckpunkte abgesteckt. Innerhalb dieser Grenze kam die Königskutsche traditionell zum Haus, außerhalb musste der König anders anreisen.

Beim Wegbringen nach dem Fest war den Schützen der Weg bis zum Heim des Königs hinter dem See dann allerdings nicht mehr zu weit. „Wir hatten Dienstagmorgen so viele Taxis hier wie nie zuvor“, erinnert sich Hedwig Schulze Westhoff. „Da hältst du dann die Meute auch nicht fest“, grinst Ostlinning verständnisvoll über das ausdrücklich inoffizielle Vergnügen.

Der Sohn der Königin, Paul Schulze Westhoff, hatte eigens einen Bierwagen mit Frischgezapftem organisiert. „Schließlich hatten wir 1881 sogar ein Jahr das ganze Schützenfest hier“, merkt er an.

Die Bürgerschützen hatten in der Folge auch offiziell ein Einsehen. Seither wird der König von überall abgeholt. „Und wenn wir mit dem Bus fahren müssen“, schmunzelt Ostlinning.

Alfons Arenbeck hat dann in seiner Amtszeit noch weitere Spuren hinterlassen. Die Unterstützung des jungen Schützenvereins in Löcknitz hat ihm sehr am Herzen gelegen, und er hat die Bogengemeinschaft Versmolder Straße begründet. Schon ein Jahr nach der Krönung war die Straße auch jenseits von Sefi Linnemann schützenfestgerecht geschmückt.

Die Zeit als Schützenkönig hatte Allo so genossen, dass er vier Jahre später schon wieder an der Stange stand. „Bis zum viertletzten Schuss ist er gekommen“, schmunzelt seine Witwe. Danach hat August Budde kräftig mit ihm geschimpft und die Bürgerschützen eine weitere neue Regel eingeführt: Den Kaiserschuss darf ein König frühestens nach zehn Jahren versuchen.

Quelle: WN vom 22.06.2018  /  Text & Foto: U. von Brevern