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Königin winkt vom Straßenrand

Jubelkoenigin Ida Huelsmann Koenigin winkt vom StrassenrandJubelkönigin Ida Hülsmann

Sassenberg - Wenn Königin Sigrid Schuckenberg-Mußmann an diesem Schützenfest-Montag zu ihrem König in die Kutsche steigt, hat sie das vielleicht Ida Hülsmann zu verdanken.

Die Schützenkönigin von 1968 hatte es am letzten Tag ihrer Amtszeit weit weniger bequem. Das war schon immer so gewesen, aber spätestens in jenem Jahr fiel Präsident Max Wilbrand endlich auf, dass mit dieser Sitte etwas nicht stimmte.

Dass die diesjährige Gold-Majestät Ida Hülsmann Schützenkönigin werden würde, war eigentlich nur eine Frage der Zeit. Schließlich war nicht nur ihr Mann Theo mit dem Schützenwesen fest verbunden, sondern das Amt war auch in weiblicher Linie Familientradition. Mutter Ida Niemann-Borgmann war einst von Schützenkönig Anton Maibaum zur Majestät erkoren worden.

1934 war das, erzählt Enkel Heinz Maibaum, der wie sein Bruder Werner das Schützenblut geerbt hat. Ihrem Vater Bernhard und Idas Mann Theo gefiel die Verbindung der Eltern so gut, dass sie die Geschichte wiederholen wollten. Sie versprachen sich untereinander, die Ehefrau des jeweils anderen zu erwählen, sollten sie einmal den Vogel abschießen.

Und genauso kam es 1968, als Bernhard Maibaum nach dem Königsschuss sein Versprechen wahr macht. Theo revanchierte sich 1971. Dabei standen die beiden Könige vollkommen unbeabsichtigt an einem Wendepunkt in der Sassenberger Schützenhistorie. War der Frauentausch bis dahin üblich, kam ab den siebziger Jahren die eigene Gattin als Königin in Mode.

Allerdings hatte das Amt der Königin vor 50 Jahren auch noch nicht ganz so viel Glanz wie heute, erinnert sich Ida Hülsmann. Schließlich war das Schützenfest ein Fest der Männer – und der Kinder, die montags zur Kinderbelustigung von der Schule abgeholt wurden. Weil Theo Hülsmann für diesen Teil des Schützenfestes verantwortlich zeichnete, zählte seine Frau jahrelang die Gutscheine für die Kinder ab und verteilte sie an die Schulen. Sie bastelte die schicken Rosetten, mit denen die Kinderschützenschärpen aus Papier zusammengehalten wurden und teilte die hellgrünen Papierhüte zu.

Aber montags war Ida Hülsmann natürlich nicht auf dem Festplatz. Kaum eine Frau war das. Als die traditionellen Boten ihr die Nachricht vom Königsschuss überbrachten, war sie dennoch nicht sonderlich überrascht und es passte sich gut, dass sie ohnehin gerade ein schickes grünes Kleid im Schrank hängen hatte. Anders als heute war die Krönung bereits auf 17 Uhr angesetzt.

Die darauf folgende rauschende Ballnacht beurteilt die Gold-Jubilarin in dem ihr eigenen nüchternen Tonfall: „Ja, die war schon gut.“ – will sagen: Es war ein tolles Fest, das für allerbeste Stimmung sorgte.

Doch danach war Schluss. Kein weiterer Einsatz. Auch nicht im nächsten Jahr. Da stand Ida Hülsmann stattdessen mit Töchterchen Ulla an der Hand an der Straße und winkte dem Schützenzug zu. Präsident Max Wilbrand sah’s und rief: „Das geht doch nicht: Der König fährt hier in der Kutsche und die Königin steht an der Straße!“ Ihr Mann Theo durfte seine Königin dann drei Jahre später schon in der Kutsche mitnehmen, erinnert sich die diesjährige Gold-Königin.

Quelle: WN vom 15.06.2018  /  Text & Foto: U. von Brevern