Stadt Sassenberg zieht ihr schönstes Schützenkleid an
- Geschrieben von Die Glocke vom 07.07.2023
Sassenberg putzt sich heraus für das große Schützenfest. Die Bogengemeinschaften haben ganze Arbeit geleistet.
Eine gewisse Spannung und Vorfreude war am Donnerstagabend in der Stadt allerorten zu spüren. An vielen Straßen tummelten sich am frühen Abend Gruppen von Menschen, die Fahnenschmuck anbrachten oder Bögen aufstellten. Mit zu den ältesten Bogengemeinschaften der Stadt zählt die der Brookstraße.
Wie Anwohner Theo Sparenberg und seine Frau Tilla berichteten, hatten die Nachbarn zu ihrer Hochzeit im Jahr 1980 einen Bogen gebaut und genau der war ein Jahr später das erste Mal auch beim Schützenfest zum Einsatz gekommen. Seither werde ein Bogen jedes Jahr aufgestellt.
„Es ist eine schöne Tradition, eine gute Nachbarschaftspflege“, sagte Theo Sparenberg, als er den Blick auf die vielen Nachbarn nebst Kindern richtete, die sich mit ihm auf dem Parkplatz neben dem Angelgeschäft seiner Frau eingefunden hatten.
Mit dabei war auch eine Abordnung des Vorstandsteams. Die Schützen hatten als Dankeschön für das Engagement der Bogengemeinschaft eine Flasche Gerbermann-Korn vorbeigebracht. Wie Schützenvereinssprecher Frank Deitert erfreut berichtete, sind am Donnerstagabend von vier Vorstandsteams 100 Flaschen Korn an Bogengemeinschaften, Freundes- und Nachbarschaftskreise verteilt worden.
Das zeige die große Begeisterung für das Fest. Ebenfalls erfreulich sei die Entwicklung der Kinderkompanie. „Man kann davon ausgehen, dass die Beteiligung in diesem Jahr so stark sein wird wie noch nie“, erklärte Deitert.
Sein Dank im Namen des Vereins galt nicht nur den Bogen-, Nachbarschafts- und Freundeskreisen, sondern auch einer Gruppe von Musikanten des Gebrasa-Blasorchesters. Die jungen Männer zogen musizierend durch die Stadt, um ihrerseits gute Laune und Vorfreude auf das Schützenfest zu verbreiten.
Nun ist die Stadt im schönsten Schützenkleid geschmückt. Nun kann es losgehen: Am Samstag um 17 Uhr gedenken die Schützen in der Heiligen Messe ihrer verstorbenen und vermissten Mitglieder.
Um 19 Uhr heißt es dann für die Schützen Antreten auf der Drostenstraße. Dort setzt sich der Zug in Richtung Rathaus in Bewegung, um Standarten und Fahnen einzuholen. Der Große Zapfenstreich beginnt wie gewohnt auf dem Sassenberger Festplatz um 21.30 Uhr.
Vom Holzklotz zum stolzen Sassenberger Schützenvogel
- Geschrieben von Die Glocke vom 07.07.2023
Es hat ein bisschen was vom Märchen mit dem hässlichen Entlein: Aus einem Holzklotz wird jedes Jahr ein stolzer Schützenvogel
Früher einmal kannte jedes Kind das Märchen vom hässlichen Entlein, das später einmal ein schöner Schwan werden sollte. Helmut Vinke, Vizepräsident des Bürgerschützenvereins Sassenberg, kennt eine ähnliche Geschichte, die sich zudem in jedem Jahr aufs Neue wiederholt.
Sie handelt von einem unscheinbaren Holzklotz, aus dem in kurzer Zeit – und allerdings auch nur für kurze Zeit – ein wunderschöner Vogel wird. Denn Vinke baut seit 2004 jene Vögel, die am Tag des Sassenberger Schützenfests in den Kugelfang gespannt und dann, mit wachsender Spannung´und Begeisterung von den Zuschauern am Boden, im erbarmungslosen Wettstreit tranchiert werden, bis schließlich auch der letzte Rest zu Boden fällt und es heißt „L’oiseau est mort, vive le roi“, „der Vogel ist tot, es lebe der König“.
Gelebt hat das astfreie, bis zu 15 Zentimeter dicke Stück aus Fichten- oder Tannenholz ja eigentlich nie, obwohl es unter den geschickten Händen von Helmut Vinke recht lebendig wird. Der Meister fertigt es nach einer mehr als 50 Jahre alten Schablone, die, sorgsam gehütet, genaue Anweisungen für dieses Objekt der Schützenbegierde aufzeigt.
Hier zu Lande sei das anders. Das Holz muss zudem eine gewisse Restfeuchte aufweisen, denn sonst würde es zu schnell spalten und fasern. Leimen oder Nägel sind nicht zulässig, so dass die äußeren Teile des Vogels in vorgefertigte Einkerbungen eingesteckt werden. Dies gilt auch für die Insignien, die seit mehr als zwölf Jahren von Bernie Röttger gedrechselt werden.
Er nimmt dafür, was in der Werkstatt von Albert Lückemeyer gerade abfällt. So ist das diesjährige Zepter sogar aus Eichenholz. Am Ende wird der Schützenvogel schwarz lackiert, und die Schwingen werden mit einem Goldstift aufgezogen.
Der rote Schnabel rundet das Bild ab. Bis er fertig ist, und mit einem acht Zentimeter langen und vier Zentimeter durchmessenden Kegel auf der Schraube platziert werden kann, gehen rund acht Stunden Arbeitszeit ins Land. Das Märchen vom popligen Holzklotz endet danach allerdings weniger romantisch, als das des hässlichen Entleins.